Die NAS-Odyssee

Kommt, setzt euch Kinder. Ich erzähle euch eine Geschichte von großen Festplatten, schnellen Anschlüssen und den Wunsch nach mehr. Doch seid gespannt, nichts verläuft wie es erdacht.

Genug mit der Schwulstigkeit. Ich schreibe mal wieder eine Projektgeschichte über den Kampf und mein Erstaunen beim Hardwareupgrade meines 2-Bay NAS Systems.

Zufrieden mit dem Hersteller – ein neues Modell gekauft

Ich habe mein erstes NAS 2017 von ASUSTOR gekauft, das gute AS3202T. Die hatten dort gerade auf der IFA das Teil vorgestellt und Preis-/Leistungsverhältnis war gut. Allerdings wollte ich nun Ende 2023 meinen Speicher erweitern und mein NAS aktualisieren. Im gesamten Kontext ist dann auch die Idee aufgekommen, das Ding mit 2,5 Gbit/s anzubinden. Mein neuer Computer kann dies ja auch, warum also nicht verwenden.

Also auf die Suche bei ASUSTOR gemacht und nach ein wenig stöbern das AS3304T gefunden. Tests angeschaut, überlegt und dann ein “Scheißdrauf, ich kaufe es jetzt!”

Das Gerät ist von der Hardware prinzipiell erstmal okay. Vier Einschübe, ARM Realtek Quad-Core Prozessor 1,4 GHz, 2 GB DDR4 RAM, 2,5 Gbit/s Ethernet Schnittstelle. Nichts weltbewegendes, aber andere Mitstreiter hatten nicht unbedingt mehr zu bieten und waren durchaus teurer – wenn ich da bereits gewusst hätte wie teuer das Ganze noch wird.
Die Preise habe ich nicht mehr ganz im Kopf, aber die momentan veranschlagten 350 € waren in dem Bereich.

Neues NAS will neue Festplatten

Nun wollte ich auch mehr Speicherplatz haben. Kein Problem schaue ich mal, was man so günstig NAS oder Enterprise mäßig kaufen kann. So bei nominell 24 TB, 21 TB nutzbar, sollte es schon sein, ein RAID 5, also 8 TB Festplatten, sollte es werden. Wird nicht ganz kostengünstig, aber ich habe ein Schnapper gemacht. 8 TB Seagate EXO 7E8 für jeweils 150 € das Stück. Es waren schon etwas ältere Modelle, aber wird schon laufen.

Seagate Enterprise EXO 7E8 8 TB

Alles da und die erste Ernüchterung folgt

Nun war alles zusammen und konnte aufgebaut werden. Noch gab es kein 2,5 Gbit/s Netz, das sollte dann später kommen.

Zusammengebaut, angeschlossen und nach der Konfiguration abwarten, dass das RAID erstellt ist. Dies dauerte ein wenig, sind halt vier 8 TB HDDs. Das erste Mal als ich mitbekam: “Also irgendwie stimmt hier was nicht.”

Es war angenehm laut, sagen wir es mal so. 🙂 Aber nun gut, die Festplatten liefen natürlich auch auf Anschlag, das wird sicherlich nicht so extrem im Normalbetrieb. Man muss sich vorstellen, das Klackern und Drehen der Festplatten in einem hohlen, sich akustisch überlagernden Gefäß.

Das Gehäuse war gegenüber meinem 2-Bay NAS auch nicht wirklich schwer, gerade zu ein Witz.

Fertig mit dem Aufbauen des RAIDs habe ich dann die ersten Daten auf das neue NAS geschoben und musste feststellen: “Wow, da sind aber nicht viele Ressourcen übrig.” Der RAM war fast voll und die CPU war auch gut am ackern und das bei 65°C. Das ist unüblich sehr warm, vor allem, da das alte Gerät nur 38°C bei einer Intel x86 CPU unter Volllast aufbrachte. Okay, und es war natürlich laut.

Das geballte Scheppern der Festplatten sollte mich in den Schlaf wiegen. Wundervoll, wenn man das sogar durch eine fast geschlossene Tür hört. Und brummen tut es. Das Gehäuse wackelte so stark, das mein Tisch brummte. Und dazu kam dann auch noch, dass irgendwas in dem NAS nach der “längeren” Betriebszeit angefangen hatte zu fiepen. Ich tippte auf eine der Festplatten, da das Fiepen immer dann ruhig wurde, wenn Schreib- und Lesezugriffe stattfanden.

Kurz um, ich war mit meinem Einkauf bedient. Gut, sind Enterprise Festplatten, die sind halt lauter, aber als ich sah, dass die HDDs mit Herstellungsdatum von 2018 waren, hätten bei mir vielleicht doch die Alarmglocken angehen sollen. Aber warum klang denn dieses Gehäuse so hohl?

Neuer Lüfter und 2,5 Gbit Netzwerk

Ich hatte das Teil geöffnet und geschaut – es war hohl. Die feste Metallstruktur aus dem alten NAS ist gewichen und stattdessen fand ich im neuen Modell ein schmaleres Supportgehäuse für die Festplatten und viel Luft drumherum. Da die CPU absurd hohe Temperaturen für ihren Anwendungsbereich hatte, habe ich mir dann für ungefähr 15 € einen beQuiet! 120 mm Lüfter geholt und den da eingeschraubt. Der Stecker passte nicht direkt aber, man konnte es aber passend machen.

Die automatische Lüftersteuerung funktionierte auch wunderbar, schraubte aber immer massiv nach oben, wenn Daten kopiert wurden. Nach nur zwei Wochen gab es bereits Staubrückstände an den Einschüben. Der Lüfter hatte mehr Umdrehungen, die CPU war etwas kühler, aber nicht wirklich in den Maßen, dass es die Hörbarkeit der Luft durch das Chassis gerechtfertigt hätte.

Nun wollte ich aufs Ganze. Ich wollte schauen, was das Gerät eigentlich mit der 2,5 Gbit/s Netzwerkschnittstelle anstellen kann. Also für ungefähr 180 € zwei kleine 2,5 Gbit/s Netzwerkswitche mit SFP Support geholt und für 40 € ein AOC von 15 Meter Länge besorgt und die beiden Geräte verbunden, meinen Computer mit 2,5 Gbit an dem einen Switch und das NAS an dem Anderen.

Die Ernüchterung war gewaltig. Die CPU war noch mehr unter Druck und lief im Endeffekt auf Vollgas und der RAM war auch bei 80%. Die Übertragungsgeschwindigkeit Schreibend brachte es dann auf 170 MB/s und lesend ging dann schon mal auf 190/200 MB/s hoch. Aber weit von 2,5 Gbit/s oder den vermarkteten Daten entfernt.

Ok, das war ja mal ein Schuss in den Ofen. Die Hardware, aus welchen Gründen auch immer – möglicherweise hätten 4 GB dem gröbsten schon ein wenig Abhilfe geschaffen – reichte vorne und hinten nicht aus und das Gesamtgerät konnte man eher als Qualitativ minderwertig bezeichnen.

Also die Tests, welche ich gelesen hatte, stellten das Teil irgendwie besser da. Aber keiner nahm Bezug auf die Akustik dieses Teils.

Neue NAS Festplatten – die Zweite

Ihr wisst was jetzt kommt. Ich habe mir andere Festplatten besorgt. Bei Enterprise Festplatten habe ich mir schon gedacht, dass die natürlich lauter sind, aber vielleicht hätte ich doch nochmal eine Minute länger darüber nachdenken sollen. Was aber wirklich schlimm war, dieses Fiepen. Es verfolgte mich in meinen Träumen, weil ich es die ganze Zeit durch die ganze Wohnung hörte.

Also vier Seagate IronWolf 8 TB NAS Festplatten für ungefähr 180 € pro Stück gekauft. Sagen wir es mal so, langsam wurde es teuer und die Frustration war bereits an einer Grenze, wo ich das Ganze einfach in die Tonne hätte hauen können.

Mühsam nun eine Festplatte nach der Anderen ausgetauscht und vom RAID integrieren lassen. Das hat so ungefähr 5 Tage gedauert gehabt und das Fiepen war weg, mehr aber leider auch nicht. Alles andere war noch da.

Das gesamte Gehäuse war einfach zu hohl um wirklich Geräusche dämmen zu können. Zwischenzeitig hatte ich angefangen, dass Gehäuse mit Luftpolsterfolie auszukleiden um gegebenenfalls die Akustik ein wenig zu brechen. Das hat es tatsächlich auch, nur dass es zu wenig gebracht hat und das gesamte Gehäuse natürlich wärmer wurde, weil der Luftstrom nicht mehr ungestört jede Ritze erreichte.

Verluste abschreiben

Nachdem ich nun – also wieviel ausgegeben hatte? Ja, wieviel war es denn? Rechnen wir mal zusammen.

AnzahlArtikelGesamtpreis Artikel
1ASUSTOR 3304T350 €
4Seagate EXO 7E8600 €
1beQuiet! 120 mm Pure Wings 3 Lüfter15 €
2VIMIN 6-Port 2,5G180 €
1Elfcam® – 15 Meter SFP+ Aktives Kabel OM3 – AOC Kabel40 €
4Seagate IronWolf 8 TB720 €
Gesamtverlust1905 €

Ich kann euch sagen, die Zahl zu sehen tut weh. Tatsächlich kommt da aber noch etwas dazu.

Denn ich hatte noch in der Zwischenzeit Probleme mit meinem Hauptrechner.
Kurz gesagt, bei den neuen Intel CPUs ist die North Bridge, also alle I/Os und Steuerchips für PCIe und RAM in der CPU integriert. Das sorgt für kürzere Reaktionszeiten und schnelleren Datentransfer. Wenn die CPU allerdings nicht korrekt auf dem Sockel sitzt oder mit der Zeit leicht verrutscht, kann aus einem PCIe 4 x16 Port schnell mal ein PCIe 4 x1 Port werden. Achtet also auf den richtigen Sitz der CPU.

Für die Tests hatte ich allerdings ein Mainboard gekauft gehabt, ein zusätzliches aktuelles ASUS TUF Gaming Z790-Plus D4 für 260 € und bei meinem “alten” Mainboard, das Z690 konnte die 13. Generation nicht von Start an auf Grund eines benötigten BIOS Updates laufen. Daher sind dann auch nochmal für ein Intel Celeron G6900T ungefähr 40 € draufgegangen.

Eine neue Idee und die finale Datenablage – bis jetzt

Ich hatte nun also ganz viel Hardware übrig.

Ein altes Netzteil, ein Gehäuse, ein alter Lüfterblock für die CPU, ein paar Gehäuselüfter, 32 GB DDR4 RAM und 2 NVMe Speicher von meinem vorherigen Hauptrechner waren ebenfalls noch übrig. Also tat ich das, was am sinnigsten war. Ich baute mein Z690 ein, setzte die Celeron CPU rauf, schraubte sonst alles zusammen, packte die Enterprise Festplatten in das System und installierte TrueNAS Scale auf die NVMe Speicher. Nach dem erstellen eines Speicher-Pools schob ich dann die Daten nun vom AS3304T auf mein selbstgebautes TrueNAS System. Yeepppiee…

Nach dem das dann ebenfalls ungefähr 2-3 Tage gedauert hatte und ich das ASUSTOR NAS ausschaltete, war nur noch eine Sache zu hören – ein Fiepen. Also innerhalb von 5 Tagen wieder die Enterprise Festplatten durch die Seagate HDDs aus dem NAS getauscht und endlich kehrte Ruhe ein.

Der CPU Lüfter ist so eingestellt, dass er erst ab 40°C anfängt zu laufen, das System arbeitet normalerweise im Bereich von 33-38°C. Die Gehäuselüfter richten sich an der Temperatur des Mainboards und sind auch die meiste Zeit nicht aktiv. Zudem habe ich im BIOS ein paar integrierte Geräte deaktiviert. Damit wird hier Strom gespart.

Die Datenübertragung findet nun mit 260-280 MB/s statt, also hat mein 2,5 Gbit/s Netzwerk nun doch noch einigermaßen Sinn gemacht. Wundervoll. Der Stromverbrauch liegt natürlich höher als bei dem NAS. Hier habe ich 35 W im HDD-Idle gemessen und bei vollem Zugriff auf die Festplatten 65 W.

Zusätzlich habe ich noch Kubernetes Container für Duplicati, jDownloader und Pihole und eine virtualisierte Maschine, welche Proxmox Backup Server beheimatet, am laufen. Dies jeweils arbeitend auf einer 4 TB NVMe. Dafür ist der Stromverbrauch dann ganz okay. Ich spare zumindest 5-7 W bei dem Raspberry Pi 4 mit PBS ein.

Fazit

AnzahlArtikelGesamtpreis Artikel
Übertrag1905 €
1ASUS TUF Gaming Z790-Plus D4
(das Z690 hat ebenfalls ungefähr 260€ gekostet)
260 €
1Intel Celeron G6900T40 €
14 TB CRUCIAL P3 Plus230 €
GESAMTKOSTEN NAS-PROJEKT2435 €

Die endgültigen Gesamtkosten belaufen sich bei dem Projekt also auf 2.435 €. Ist ganz ordentlich, wenn man bedenkt, dass, wenn ich direkt was anderes genommen hätte, ich wahrscheinlich die Hälfte gespart hätte.

Ich schreibe das ganze mal als Lehrgeld ab und werde mich darauf besinnen, was ich ja eigentlich weiß, kaufe nicht zu günstig. 5 € an der falschen Stelle gespart können dich hunderte Euro kosten.

Aber bei dem ASUSTOR war ich wirklich extrem geschockt, wie wenig Substanz das Teil hatte. Ich würde nicht mal die AS5404T ins Auge fassen, da die vom Aufbau ähnlich aussieht. Nach nicht mal 12 Jahren Unternehmensgeschichte solche Qualitätseinbußen. Nicht schlecht ASUS.

Das AS3304T habe ich im Übrigen für 103 € bei eBay verkauft bekommen. Immerhin, nach meinem ganzen hin und her, würde ich nicht mal 10 € dafür geben. Und die Enterprise Festplatten haben jetzt eine zweite Chance als externe Speichermedien bekommen.

Nachtrag vom 2024-04-05

Mittlerweile habe ich auch dem L2ARC im TrueNAS Scale ausgiebig ausprobiert. Wenn ihr den verwenden wollt, verwendet definitiv eine schnelle NVMe. Eine SSD wird ihre Probleme haben und den Datentransfer sogar verlangsamen, da die Bandbreite der SSD nicht ausreicht um gleichzeitiges Schreiben der Festplatten in den L2ARC und gleichzeitiges Lesen aus dem L2ARC zu gewährleisten. Allerdings kann der L2ARC tatsächlich bei wiederholenden Dateizugriffen auch dafür sorgen, dass die HDDs im gleichen Pool nicht immer sofort hochfahren müssen. Das spart Strom.

Theoretisch ist der L2ARC in Scale auch permanent, heißt nach einen Reboot werden die Daten wieder auf die NVMe vorgehalten, dadurch kann sich der Bootvorgang verlängern. Ich muss allerdings zugeben, dass das bei meiner bisherigen Verwendung scheinbar nicht so effektiv funktioniert hat. Aber ein NAS startet man ja normalerweise auch nur bei Updates neu.
Siehe auch hierzu: https://www.truenas.com/docs/references/l2arc/

Als Regel gilt allerdings weiterhin, erst den RAM wenn möglich ausbauen und erweitern und dann eine NVMe als L2ARC hinzufügen, wenn notwendig.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert